Was ist Open Source Software

Was heißt Open Source Software (OSS)?

Open Source Software unterscheidet sich von herstellergebundener (proprietärer) Software darin grundlegend, dass der Quellcode – das ist in etwa das was bei einem Haus der Bauplan ist – frei verfügbar ist. Das bedeutet, dass der Anwender das Programm unabhängig von seinen Autoren in der Regel beliebig verändern, weitergeben und erkannte Schwachstellen oder Fehler veröffentlichen darf.

Weil der Quellcode jedem offen zugänglich ist, wird solche Software Open Source Software genannt. Alternativ wird auch der Begriff Freie Software verwendet, der sich auf die Freiheiten des Anwenders bezieht, das Programm einzusetzen, zu verändern und weiterzugeben. Im Vergleich dazu kann der Nutzer ein proprietäres Programm weder prüfen noch verändern. Er kann es noch nicht einmal lesen oder verstehen.


Wann ist Software Open Source Software?

Es gilt einige Kriterien zu erfüllen, damit sich eine Software “Open Source Software” nennen darf.

  • Das Programm darf ohne Beschränkungen eingesetzt werden.
  • Es ist erlaubt zu studieren, wie das Programm arbeitet und es an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Dazu muss der Quelltext der Software in einer für den Menschen lesbaren und verständlichen Form vorliegen.
  • Kopien des Programms dürfen weitergegeben werden, so dass auch andere es nutzen können.
  • Das Programm darf verbessert und die Verbesserungen dürfen weitergegeben werden.

Warum gibt es Open Source Software?

Die Philosophie von Open Source Software geht zurück auf den Grundgedanken des freien Austauschs von Wissen und Gedanken. Software kann, wie auch Ideen, jedem frei zur Verfügung gestellt werden – ohne Verluste. Wird Software weitergeben, entwickelt sie sich wie in einem evolutionären Prozess.

Ein Beispiel:
Nehmen wir an, Sie brauchen eine Software, die es aber nicht zu kaufen gibt. Sie müssen also selbst eine Software entwickeln, testen und haben allen Aufwand, den so etwas mit sich bringt. Eigentlich würde es Ihnen aber nichts ausmachen, wenn auch andere das Programm benutzen würden. Im Gegenteil, Sie würden sogar von der Erfahrung und von der Beteiligung weiterer Nutzer profitieren. Grund genug, Ihr Software-Projekt zu beginnen und es sobald wie möglich als Open Source-Projekt zu veröffentlichen. Sie geben dann Ihr Programm für die Verwendung frei und profitieren im Austausch von der zusätzlichen Kapazität und Expertise der anderen Entwickler und Anwender. Dabei kann es Ihnen egal sein, ob nur ein kleiner Teil oder alle Anwender zur weiteren Entwicklung beitragen.


Ist Open Source Software genauso sicher wie proprietäre Angebote?

Ja. Weil viele Programmierer in aller Welt – man nennt sie “Community” oder Entwickler-Gemeinschaft – die Möglichkeit haben, sich den Quelltext der Software anzusehen. So können sie mögliche Probleme rasch erkennen und gegebenenfalls sofort beheben. Denn: Viele Augen sehen viel! Die Entwickler sind normalerweise namentlich bekannt. Keiner von ihnen würde sich gerne nachsagen lassen, er habe schädliche Software programmiert.

Bei Open Source Software gibt es zudem immer die Möglichkeit, Warnmeldungen ins Internet zu stellen, wenn Sicherheitslücken gefunden wurden. So existiert praktisch eine Art Frühwarnsystem, das dem Nutzer die Möglichkeit gibt sich abzusichern.

Ein weiterer Sicherheitsaspekt ist, dass Open Source Software bislang selten von Viren befallen wird. Das liegt natürlich zum einen daran, dass sie noch nicht so stark verbreitet ist, wie proprietäre Software, aber auch daran, dass sicheres Programmieren und Sicherheitsfunktionen im Bereich der Open Source Software traditionell einen hohen Stellenwert haben.

Sicherheitstipp:

Bei Open Source Software gilt jedoch das Gleiche wie bei proprietärer Software: Laden Sie nichts einfach aus dem Internet auf Ihre Festplatte. Anbieter stellen in der Regel die Möglichkeit zur Überprüfung der Echtheit des Programmes zur Verfügung. Diese ist in der Installationsanleitung zu finden. Erst nach erfolgreicher Prüfung sollte man die Software installieren. Einfacher – und für den unerfahrenen Nutzer sicherer – ist es, die Software nach Möglichkeit aus den Repositories der eingesetzten Distribution (z. B. Ubuntu GNU/Linux) zu beziehen, welche mit Prüfsummen und Signaturen versehen sind, die von der eingesetzten Distribution automatisch geprüft werden. Im Falle von Ubuntu kann z. B. auf das Repository direkt über das in die Oberfläche des Betriebssystems integrierte “Software-Center” zugegriffen werden.


Wer ist bei Problemen mit Open Source Software zuständig?

Ist ja alles schön und gut, könnten Sie denken, aber was, wenn ich einmal Probleme mit Freier Software habe. Fühlt sich denn da überhaupt jemand verantwortlich, wenn eigentlich alle mit entwickeln? Keine Sorge, es gibt sogar Untersuchungen, die beweisen, dass die Unterstützung für Open Source Software oft besser ist als die für herstellergebundene Angebote. Anwender erhalten offizielle Unterstützung, wenn Sie das zusammengestellte Software-Paket eines Open Source-Distributors (z. B. Ubuntu, SuSE/Novell, Mandrake, …) über den Handel kaufen. Experten können allerdings auch komplexe Probleme mit Hilfe der Community schnell lösen. Bei proprietärer Software ist es nötig, erst das Entwicklungsteam des Herstellers zu kontaktieren.


Beispiele für Open Source Software

Inzwischen ist Open Source Software eine anerkannte Alternative zu proprietären Angeboten. Besonders die Europäische Union und zahlreiche öffentliche Verwaltungen unternehmen erhebliche Anstrengungen, um den Einsatz von Open Source Software zu fördern. Auch große Konzerne wie etwa Google, IBM, Hewlett Packard oder Intel sind Förderer von Open Source Software und Entwicklungen. Selbst prominente Hersteller proprietärer Software wie Adobe, Apple, Microsoft, Oracle oder SAP haben zahlreiche Berührungspunkte zur Open Source-Bewegung oder bieten ihre Produkte auch für das Betriebssystem GNU/Linux an.

Deshalb gibt es mittlerweile auch viele Programme, die als Open Source Software angeboten werden. Neben Tools für die Programmentwicklung und für die professionelle Betreuung von Servern und Netzwerken gibt es eine Fülle von Anwendungsprogrammen für den täglichen Einsatz im Unternehmen oder anderswo.


Einige Beispiele:

  • GNU/Linux ist ein sehr leistungsfähiges Betriebssystem für eine Vielzahl von Plattformen und ist das Paradebeispiel für ein erfolgreiches Open Source-Projekt. Den Kern hat 1991 der damals 21-jährige Linus Torvalds dazu beigetragen. Seither wird es von einer Vielzahl an Entwicklern aus aller Welt weiterentwickelt. Prominentes Beispiel für den Stellenwert von GNU/Linux ist der Deutsche Bundestag. Im Serverbereich werden dort GNU/Linux und andere Open Source Software eingesetzt.
  • LibreOffice.org ist ein freies Office-Programm, das auf GNU/Linux- und auf Microsoft-Betriebssystemen, sowie auf MacOS X und weiteren Betriebssystemen läuft. Es beinhaltet alle notwendigen Funktionen wie Textverarbeitung-, Tabellenkalkulation- und Präsentationsprogramm. Die Bedienung ist ähnlich wie bei anderen Office-Programmen und viele offene Dateiformate, aber auch das proprietäre Microsoft Word Format lassen sich damit bearbeiten.
  • Die Internetbrowser Firefox und Chrome sind ebenfalls für viele verschiedene Betriebssysteme verfügbar. Der Quellcode von Firefox stammte ursprünglich von Netscape. Chrome verwendet mit WebKit an zentraler Stelle eine OSS-Komponente, die u. a. auch von dem proprietären Browser Safari eingesetzt wird.
  • Der Web-Server Apache zählt neben GNU/Linux zu den erfolgreichsten Open Source-Projekten. Mehr als die Hälfte aller Web-Server arbeiten mit dieser Software.

Und zum Schluss: Ist Open Source Software immer kostenlos?

Fast immer ja, aber genau hier liegen häufig Missverständnisse in Bezug auf Open Source Software. Prinzipiell kann Freie Software zwar auch verkauft werden, wie z. B. einige GNU/Linux-Distributionen, die als DVD gekauft werden können. Aber es müssen auch bei kostenpflichtig erworbener Freier Software die oben angeführten Bedingungen für Freie Software eingehalten werden, so dass der Verkauf Freier Software eher eine Ausnahme ist und der Preis sich oftmals nahe am Selbstkostenpreis bewegt. Möchte der Anwender neben der reinen Software aber noch Dienstleistungen wie Handbücher oder Support in Anspruch nehmen, so muss er die Zusatzleistungen bezahlen. Diese erhält er in Form einer gängigen GNU/Linux-Distribution (das ist eine Zusammenstellung von Softwarepaketen), die unter anderem im Buchhandel erhältlich ist.

Einige Beispiele anderer kostenloser Vertriebsformen sind:

  • Freeware ist Software, die kostenlos genutzt werden kann. Andere Kriterien für Freeware gibt es nicht.
  • Shareware kann zunächst kostenfrei installiert und verwendet werden. Später kann der Autor für die Nutzung oder für bestimmte Formen der Nutzung Lizenzkosten verlangen. Der Autor verzichtet lediglich auf die Prüfung oder auf Maßnahmen zur Sicherstellung dieser Lizenzzahlungen. Manchmal steht Anwendern bis zur Bezahlung der Lizenzen – also bis zur Registrierung – nur ein reduzierter Funktionsumfang zur Verfügung.